Biographie

ritratto 21946 kommt Liliana Leins in Schio bei Vicenza zur Welt. Sie ist das jüngste von drei Kindern. Der Vater wandert nach Argentinien aus, um dort sein Glück zu finden und bricht den Kontakt zur Familie ab. Die Mutter verdient den Lebensunterhalt durch den Verkauf von Tee, Zigaretten, Suppenwürfeln und Schokolade, die sie in Koffern aus der Schweiz schmuggelt. Nachkriegsgeschichten.

Liliana wächst bei Schulschwestern auf und zieht als Achzehnjährige zur Mutter, die inzwischen in Lugano lebt. Sie arbeitet als Volksschullehrerin und gibt Touristen Italienischunterricht. Wann immer sie Zeit hat, malt sie für sich selbst, einer inneren Notwendigkeit folgend. Mit dreißig, Ehefrau, Mutter von zwei Töchtern in Zürich, macht sie diese Leidenschaft zu einer Lebensart und widmet sich ihr mit entschiedener Ernsthaftigkeit.

“Mag es auch seltsam sein, mein schöpferisches Spiel. Ich, die ich bewußt die sozialen Normen respektiere, das zweigeteilte Leben, hier die Arbeit, dort die Familie, habe beschlossen, meiner Freiheit einen Raum ohne Kompromisse zuzugestehen.”

1978: zeigt sie in ihrer ersten Ausstellung abstrakte Aquarelle
es sind Flüge farbigen Lichts, die sich auf den Blättern niederlassen, ich begleite sie, halte sie an. Sie miteinander verbinden, ohne sie zu kontaminieren.

1982: Objekte in Ton
Scheiben in Ton. Einst glaubte man die Sonne sei dergestalt, sie hätte die dünnste geometrische Form der Welt. So solle sie entstehen diese Sonne, ich mache sie schwarz wie Lava, oder weiß, wie die Hostie der Kirchen.

1990: Acryl auf Leinwand
Acrylfarben sind dicht, füllig, langsam, sind Körperlichkeit. Sie gestatten Risse, Begegnungen neuer Farben mit untergründigen, vergessenen, unstimmigen Schichten. Sie gestatten Worte mit den Nägeln in die noch feuchte Farbe gekratzt, sie sind Wände, Mauern, sind Grenzen und Gefühlsausbrüche.

1992: Arbeiten in Zement
Zement formen ist wie Sandburgen am Meer bauen. Ich werde keine Schlösser machen, ich mache Türme, Stelen. Eine einsame Präsenz, ein Wille, gezeichnet von den mit der Zeit gemachten Erfahrungen, korrodiert, aber noch da, eine stille Herausforderung.

Regelmäßige Einzel- und Gruppenausstellungen in der gesamten Schweiz. Mitglied des Künstlervereins Zürich.

Heute malt Liliana Leins zeitverwitterte Mauern, gestaltet Stelen aus Zement. Menschliche Maße, Gewichte in der Beziehung ihrer physischen Kraft. Doch es sind keine Mauern, es sind keine Türme, alles ist Vorwand.

“Ein Spiel von Reflexionen und Assoziationen, von Annäherung und Abstraktion, ist die Essenz ihrer künstlerischen Sprache.“

“Eine Suche nach Harmonie unter Elementen in Unstimmigkeit. Kraft und Zartheit, Ordnung und Chaos vermischen sich überlagern sich, versuchen sich gegenseitig zu überwältigen, werden aber durch die Struktur und die gegenseitigen Beziehungen, die die Ästhetik und die visuelle Ausdruckskraft bilden, unerbittlich in ihre Schranken verwiesen.“

“Verwitterte Farbschichten werden von ihrer destruktiven Eigenschaft befreit. Sie werden geistiges Zeugnisse des Willens, wiedererlebte Erfahrungen, Manifeste starrköpfiger Poesie, die sich nicht vergessen lassen.“